Zur musikalischen Heimat Antonio Rosettis
Rosetti-Festtage - Hartmut Steger referiert über die Bedeutung des Wallersteiner Schlosses
Näheres über das Neue Wallersteiner Schloss zu erfahren, an dem der berühmte Komponist als Hofkapellmeister wirkte, war der Auftrag, den die Rosetti-Gesellschaft dem ehemaligen Custos des fürstlichen Archivs, Hartmut Steger, stellte.
Die Baugeschichte eines Schlosses hänge eng mit der Geschichte des Fürstengeschlechtes zusammen, deshalb wollte Steger eine ausführliche Darstellung der familiären Verhältnisse geben, ausgehend vom Grafen Wilhelm II., der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert die neben der Oettingen-Oettingen-Linie mit Sitz in Oettingen bestehende Linie Oettingen-Wallerstein sich nach dessen Ableben in die drei Herrschaftslinien Oettingen-Spielberg, -Wallerstein und –Baldern auf seine drei Söhne verästelt habe. Familienstreit über die unstandesgemäße Heirat des Erbprinzen Wolfgang III., Tod und der Verlust der Burg auf dem Wallersteiner Felsen hätten im Verlauf des 30-jährigen Kriegs bis 1651 dazu geführt, dass auf dem Gelände der Marktsiedlung Wallerstein Graf Martin Franz von Baldern als Verwalter des Wallersteiner Besitzes das „Baldrische Haus“ als Urzelle des „Neuen Schlosses“ als neuen Regierungssitz erbauen ließ. Nach jahrelangen Prozessen um den ehemaligen Familienbesitz sei es Graf Ernst II., dem Sohn des enterbten und inzwischen gestorbenen Wolfgang, gelungen, Reichshofratspräsident bei Kaiser Leopold I. zu werden und von diesem diese Grafschaft Wallerstein zugesprochen zu bekommen. Als neuer Landesherr habe er im rechten Winkel zum „Baldrischen Haus“ das „Welsche Haus“ angebaut, sodass beide von da ab mit dem „Küchenbau“ zusammen U-förmig angeordnet worden sein. Dazu sei das neben dem „Welschen Bau“ bestehende stattliche Haus einer Familie Schlez als das „Grüne Haus“ etwa um 1700 mit diesem verbunden worden. Während des ganzen 18. Jahrhunderts, auch in der Regierungszeit des zum Fürsten erhobenen Kraft Ernst, in dessen Hofkapelle Antonio Rosetti wirkte, sei das Schloss nicht repräsentativer ausgebaut worden sei. Der Grund dafür läge darin, dass das von der erloschenen Fürstenlinie Oettingen-Oettingen ererbte Schloss Hohenaltheim mit Festsaal, Bildersaal und beheizbaren Räumen für gesellschaftliche Zwecke zur Verfügung gestanden hätte, zum Beispiel auch für die Konzerte der Hofkapelle. Erst die zweite Frau und Witwe des Kraft Ernst Wilhelmine habe dem Wallersteiner Schloss 1804 zu einem standesgemäßen fürstlichen Aussehen verhelfen und außerdem für ihre neun lebenden Kindern, Prinzen und Prinzessinnen ausreichende Räume schaffen wollen. Die bestehenden Einzelgebäude sollten dabei aufgestockt und zu einer echten „Dreiflügelanlage“ zusammengefügt werden. Die Zuschlagung des Fürstentums an das Königreich Bayern durch Napoleon habe die Herrschaft der Oettingen-Geschlechter beendet und damit auch alle Bauvorhaben am „Neuen Schloss“. Unvollendete Teile seien als Schönheitskorrekturen abgerissen bzw. durch ein Walmdach abgedeckt worden. Das Schloss habe seine Funktion als Regierungssitz verloren. (emy)
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