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20. Rosetti-Festtage im Ries,  Schloss Amerdingen, 21. Juni 2019

  • Schloss Harburg, Fürstensaal, 19. Juni 2019
  • Oettingen, St. Jakob, 20. Juni 2019
  • Schloss Amerdingen, 21. Juni 2019
  • Schloss Reimlingen, 22. Juni 2019
  • Kaisheim, ehem. Zisterzienserabtei, Kaisersaal, 22. Juni 2019
  • Bopfingen, Schloss Baldern, 23. Juni 2019

  • Mendelssohn sprengt alle Fesseln

    Rosetti-Festtage

    Foto: Reinhold Seefried


    Goldmund-Quartett beweist im idyllischen Rahmen von Schloss Amerdingen in einem faszinierenden Zusammenspiel die Lebendigkeit von Streicher-Ensembles. Das Publikum dankt mit überwältigendem Applaus

    Das Streichquartett galt zu Antonio Rosettis Zeiten seit etwa 1750 als neue Musikgattung, die einer kleinen Gruppe Musiker, zwei Geigern, einem Violaspieler und einem Cellisten, neue musikalische Perspektiven eröffnete, und waren bei Komponisten wie auch den Instrumentalisten äußerst beliebt.
    Offenbar lagen Antonio Rosettis Stücke im Geschmack der damaligen Instrumentalisten und fanden wegen der nicht allzu großen Anforderungen große Verbreitung. Sechs solcher Kompositionen schrieb er während der Jahre 1785/86, darunter auch das „Streichquartett D-Dur“, das vom Goldmund-Quartett beim Konzert der „Rosetti-Festtage im Ries“ im idyllisch gelegenen Amerdinger Schloss der Familien Stauffenberg und Sayn-Wittgenstein aufgeführt wurde.
    Mit einem starken Piano-forte-Kontrast eröffnete das Ensemble einen emotionalen Anfang und überraschte mit einer temporeichen Ausführung. Ruhig, eher besinnlich hob der Andante-Satz an, dem ein Cello-Thema wunderbaren Ausdruck verlieh, und auch leise ausklang. Mit markanten dynamischen Wechseln gelang es dem bestens aufeinander abgestimmten Quartett die eigene Sichtweise auf die Komposition Rosettis zu präsentieren.
    In eine andere musikalische Welt fühlte man sich bei Claude Debussys einzigem „Streichquartett g-Moll“ versetzt, als die Freiheit der einzelnen Instrumente klar zutage trat, die im Gegensatz zu den klassischen Vorbildern stand. Dazu kamen neue rhythmische und melodische Elemente, die sich in der Musik der Romantik etabliert hatten: synkopische Verschiebung der Schwerpunkte, Pizzikato-Einschübe. Die Einstreuung fremdartiger Klänge ergab eine interessante Variationsbreite. Diese individuellen Eindrücke wirkten auch auf die Gefühle, besänftigend ebenso wie aufwühlend.
    Ganz von solchen Aufwallungen frei blieb Rosettis „Streichquartett c-Moll, 6.4“, was das verhältnismäßig schlichte Adagio bewies. Die handwerkliche Anordnung und Bearbeitung der Themen zeitigten gefällige Ergebnisse, wie das gemäß dem Stil der damaligen Zeit in tänzerischen Modus gelangende Menuett. Eine tolle Empfehlung erfuhr Rosetti durch die temperamentvolle Gestaltung des Schlusssatzes.
    f-Moll-Quartett als Reaktion auf den Tod seiner Schwester
    Das düstere, aufgewühlte „f-Moll-Quartett“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy war eine Reaktion auf den Tod seiner Schwester, ein Stück von extremer Intensität des Ausdrucks. Das Allegro fesselte von Beginn an durch die erregten Tremoli und die Einsätze der Stimmen in ungewöhnlichen Intervallsprüngen. Der Klang wurde von variierenden Tremolophrasen und wogenden Akkorden bestimmt und brachte die Melodik in erregten Rhythmus. Mendelssohn schien hier alle Fesseln zu sprengen. Das Allegro bauschte die punktierten Rhythmen und Synkopen auf, um schließlich zusammenzusacken und in einem Ostinato von Bratsche und Cello zu enden. In einem „Lied ohne Worte“ wurde es innig, als alle vier Instrumente zu einem Trauerchoral anhoben. Das Allegro am Schluss führte mit hämmernden Triolen in die Lebenswirklichkeit.
    Vier junge Musiker (Florian Schötz, Pinchass Adt – Violinen, Christoph Vandory – Viola, Raphael Paratore – Cello) bewiesen in einem faszinierenden Zusammenspiel die Lebendigkeit des Streichquartetts, was die Zuhörer mit überwältigendem Applaus bestätigten.


    Rosetti-Festtage

    Foto: Reinhold Seefried


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