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18. Rosetti-Festtage im Ries,  Harburg, Fürstensaal, 26. Mai 2017
Rieser Nachrichten, 2. Juni 2017

  • Kaisheim, Kaisersaal, 23. Mai 2017
  • Kapfenburg, 24. Mai 2017
  • Schloss Amerdingen, 25. Mai 2017
  • Harburg, Fürstensaal, 26. Mai 2017
  • Schloss Reimlingen, 27. Mai 2017
  • Oettingen, Residenzschloss, 27. Mai 2017
  • Schloss Baldern, 28. Mai 2017

  • Eine Zeitreise mit Rosetti
    Warum die Musik des Bläserensembles so ungewohnt historisch klingt
    Von Ernst Mayer


    Rosetti-Festtage

    Foto: Ernst Mayer


    Ein Konzert in historischer Aufführungspraxis gehört inzwischen zu den Rosetti-Festtagen. Dafür war in diesem Jahr das Amphion Bläserensemble nach Schloss Harburg eingeladen.
    Zwölf Musiker mit Instrumenten aus der Zeit Rosettis amüsierten die interessierten Zuhörer im voll besetzten, lichtdurchfluteten Fürstensaal. So müsste die Musik damals original geklungen haben. Beim Hinsehen erkannten die Zuhörer, dass den Oboen, Fagotten und Klarinetten die heute üblichen metallglänzenden Klappen fehlten. Die Querflöten bestanden noch aus Holz, die Saiten des Kontrabasses aus Därmen. Die Hörner hatten keine Löcher oder Klappen. Sie waren nur für Naturtöne geeignet. Darum musste der Hornist mit dem Mund oder mit Hineinstopfen der Hand in den Schalltrichter die Zwischentöne erzeugen. Dies alles bewirkte, dass die Musik für heutige Ohren stellenweise etwas ungewöhnlich klang, hatte aber auch zur Folge, dass man das Gefühl gewann, tatsächlich am historischen Ort eine musikalische Zeitreise in die Klangwelt der Klassik zu erleben.
    Damals verzauberte W. A. Mozart die Welt mit seiner Oper „Don Giovanni“, mit Arien, die als Schlager an den adeligen Höfen galten. Das war die Stunde der „Harmoniemusiken“, Bläsergruppen spielten Bearbeitungen von Opernmusik. Das Amphion Bläserensemble ließ die populären Melodien – sozusagen die Hits der Klassik – erklingen, die Ouvertüre und die ohrwurmartigen Arien, die auch das einfache Volk auf der Straße nachpfiff. Es gab aber auch Originalkompositionen für diese großen Bläserensembles wie die Partita B-Dur des böhmi­schen Oboisten Joseph Triebensee, bei der man den historischen Klang der Holzblasinstrumente bei Soloein­lagen genau hören konnte und den schmetternden Hörnerklang.
    Wegen der großen Jagdleidenschaft des Wallersteiner Fürsten war es für Rosetti quasi Pflicht, die Hörner in seinen Kompositionen gebührend zu berücksichtigen. Sie ertönten in der Partita D-Dur, Murray B5, sogar zur Tanzaufforderung für das Menuett. Die Traversflöten waren mit ihrem weniger durchdringenden Ton ideal für die stimmungsvolle Romanze.
    Ein Höhepunkt des Konzerts war Johann Nepomuk Hummels Partita F-Dur. Mit großer Spielfreude musizierte das Ensemble den mitreißenden Rhythmus zu Beginn, sehr apart und leicht schwingend das tänzerische „Andante piu tosto“ und das frische „Vivace assai“ – schöne Melodien für Holzbläser und aufrüttelnde Horn­signale beim temperamentvollen Schluss.
    Dazu gesellte sich noch Rosettis Partita F-Dur, Murray B21, die elegisch begann, bald aber an Tempo und Dynamik zulegte. Eine heitere Liedmelodie klang aus dem zweiten Satz heraus und bereitete die Stimmung für ein gefälliges, tänzerisches Menuett. Das diente der Unterhaltung des damaligen Wallersteiner Hofes und gefiel auch den Konzertbesuchern auf der Harburg, denn der Beifall war sehr ausgiebig.


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