Ein Weltstar spielt Mozart in Oettingen
Robert Levin interpretiert neben Rosetti auch Mozart im Oettinger Residenzschloss auf seine eigene Weise
Von Ernst Mayer
Foto: Ernst Mayer
Besonders fruchtbar erwies sich die Zusammenarbeit der Internationalen Rosetti-Gesellschaft mit den Oettinger Residenzkonzerten beim Residenzkonzert im Schloss Oettingen, denn es war gelungen, mit Robert Levin einen Weltstar aus den USA ins Ries zu holen. Bis dieser ausgesprochene Mozartspezialist zu W. A. Mozart kam, erwies er der Stadt Oettingen und der Rosetti-Gesellschaft seine Reverenz mit der Sinfonie Nr. 37 B-Dur, Murray A49, von Antonio Rosetti. Das Stuttgarter Kammerorchester, das zu den besten seiner Art zählt, führte Levin mit präzisem Dirigat zu einer einzigartigen Interpretation, von der viele danach meinten, sie hätten Rosettis Sinfonie noch nie so lebendig und dynamisch gehört. Jeder Instrumentengruppe ließ er eigene Akzente setzen, an Stellen, wo gestalterische Impulse besonders zur Geltung kamen.
„Mozart nur schön zu spielen, kann gefährlich sein“, meint Levin. Das betrifft genau das, was man schon bei Rosetti erlebt hatte, dass eine Musik nur lebendig bleibt, wenn man immer wieder etwas Neues daraus macht. So wie er sich mit sichtbarem Selbstbewusstsein zu Mozarts Klavierkonzert F-Dur, KV 459, an den Flügel setzte und voller Energie nicht nur den Klavierpart des Solisten spielte, sondern mit seinen Händen noch dazu das Orchester voll im Griff hatte. Die Musiker ließen sich das offensichtlich gerne gefallen, denn der Erfolg war ihnen sicher, indem sie sich voll auf sein Temperament und sein musikalisches Einfühlungsvermögen verließen.
Spannend war es, als der Meister zu einer Kadenz ansetzte, einer solistisch freien Improvisation, von der er selbst zu Beginn nicht wisse, was ihm alles dazu einfällt und wann das Orchester wieder einsetzen dürfte. Zu all dem erlaubte er sich mit Trillern und anderen Raffinessen das Spiel nach Gefallen zu garnieren, wie es Mozarts Art gewesen sei. Immer wieder hörte man Marschrhythmen heraus, was bei Mozart zunächst ungewöhnlich und dennoch verständlich ist, da es zur Krönung Leopold II. zum Kaiser in Frankfurt aufgeführt wurde, wobei auch Trompeten und Pauken eingesetzt wurden.
Das zweite Klavierkonzert in B-Dur, KV 456, war dagegen ein „echter Mozart“, in dem Sinne, dass er mit klaviertechnischen Raffinessen den Geschmack des Konzertpublikums traf. Manche Melodien erinnerten an die Oper „Die Entführung aus dem Serail“ mit all den musikalischen Tugenden, denen Mozart seinen Ruhm verdankte. Für den Abschluss und zugleich für die Zugabe sorgte Levin mit dem letzten Satz der eingangs gespielten Rosetti-Sinfonie. Es sei zu Rosettis Zeiten üblich gewesen, mit dem Finalsatz den Konzertabend zu schließen. Nach lang anhaltendem Beifall ließ er sich nicht zu einer weiteren Zugabe bewegen. Es blieb bei diesem unvergesslichen Erlebnis.
|