21. Rosetti-Festtage im Ries, 17. September 2021
Amerdingen, Pfarrkirche St. Vitus, Kammermusik für Oboe und Streichtrio

Fabelhafte Komponistenrunde

Foto: Reinhold Seefried

Beim Kammerkonzert in Amerdingen begeistern die Musikerinnen mit ihrer Kunstfertigkeit

Von Ernst Mayer

Ein Kammerkonzert in einer Kirche ist heute nichts Ungewöhnliches mehr, es fürchtet aber mancher, dass es im Herbst dort schon kalt sein möge. Doch das machten die Oboistin Viola Wilmsen, die Geigerin Sinn Yang, Bratschistin Miriam Helms Alien und die Cellistin Janina Ruh beim Kammerkonzert der Rosetti-Festtage 2021 wett durch ihr emotionales Musizieren in der farbenreich gestalteten St. Vitus-Kirche in Amerdingen.
Und auch die durch Corona bedingten Abstände, die ein solches Gemeinschaftserlebnis stimmungsmäßig beeinträchtigen, ließen die begeisternd musizierenden jungen Frauen die Konzertbesucher vergessen. Das spürte man bereits beim „Quartett F-Dur, KV 370/368b“, W. A. Mozarts bei dem heiteren „Allegro“, wenn sich die Oboe und die Violine die Themen fast ein wenig ausgelassen und locker zuspielten und die beiden anderen Streicherinnen diese Melodien munter kommentierten. Ein zweites, zartes Thema der Violine fing die ausgelassene Stimmung etwas ab, um die Wirkung des folgenden Spiels mit schalkhaften Motiven umso mehr herauszuheben, das dann mit typischem Mozart’schem Humor witzig endete.
Den zweiten Satz eröffneten die Streicher für ein lyrisches Adagio mit lang gezogenen Bögen, die die Oboistin aufnahm und genüsslich ausbreitete. Im abschließenden „Rondeau“ fing die Oboe über der rhythmischen Basis der Streichinstrumente munter zu tanzen an.
Einen interessanten Gegensatz erlebten die Konzertbesucher nun bei Benjamin Brittens „Phantasy Quartet, f-Moll, op. 2“. Mit ihm vollzog man einen Sprung in eine andere musikalische Welt, wo es erlaubt ist, die Saiten der Streichinstrumente an allen möglichen Stellen zu zupfen, sogar mit der Griffhand über dem Griffbrett, mit ungewöhnlichen Bogenstrichen krächzen und pfeifen zu lassen, und das mit einer Kunstfertigkeit, die einen begeisterten Beifall hervorrief.
Wieder in eine andere Welt wurden die Zuhörer nun von Antonio Rosettis „Streichtrio G-Dur“ entführt, in die seines fürstlichen Herrn Kraft Ernst im ehemaligen Schloss auf dem Wallersteiner Felsen. In einem schwungvollen, unterhaltsamen Allegro entlockte das Quartett die verborgenen Feinheiten und verschaffte dem Satz eine lebhafte Dynamik. Das aparte „Menuetto“ und das rasante „Presto“ zeigten Rosetti als geschickten Tanz- und Unterhaltungsmusiker des damaligen Wallersteiner Hofes. Ein interessantes Stück für die Oboe ist das „Fantasy Quartet“ für ambitionierte Oboenspieler in einem Quartett mit Streichern von Ernest John Moeran. Die Oboenstimme wirkte wie ein Improvisationsstück für Oboisten, bei dem sie mit ihren Klang- und Spielfähigkeiten glänzen können. Offensichtlich ein Genuss für die Oboistin Viola Wilmsen, die häufig in die großen Orchester Münchens und Berlins eingeladen wird und darum auch mit Genuss ihre Spielkunst präsentierte. Ihre Partnerinnen haben mit ihr gemeinsam, dass sie alle bei renommierten Musik-Wettbewerben, wo sie ihre Kontakte knüpfen konnten, schon zahlreiche Auszeichnungen erspielten. Das perfekte Zusammenspiel schuf eine stimmungsvolle Atmosphäre, die zum Schluss in einen wilden Tanz mündete. Dafür spendete das Publikum lange Beifall, für den sich das Ensemble mit einer instrumentalen Fassung von Henry Purcells „Music for a while“ bedankte, wieder mit Empathie und großer Intensität.
Das Kammerkonzert der Antonio-Rosetti-Festtage 2021 in der Amerdinger St. Vituskirche versetzte Rosetti in eine Reihe von bedeutenden Komponisten verschiedener Stilepochen. Ein großartiges Quartett von erfolgreichen jungen Musikerinnen begeisterte die Zuhörer: Sinn Yang (Violine), Janina Ruh (Violoncello), Miriam Helms Alien (Viola), Viola Wilmsen (Oboe).

Foto: Reinhold Seefried

Foto: Reinhold Seefried