So macht Rosetti Spaß!
Foto: Ernst Mayer
Die beiden traditionsreichsten Konzertreihen im Ries luden während der Internati-
onalen Rosetti-Festtage in diesem Jahr
wieder einmal zu einem gemeinsamen
Konzertabend ein und brachten damit den
Festsaal des Oettinger Schlosses an die
Grenzen seiner Fassungsmöglichkeit.Damit wurde der Rahmen der über das Jahr
verteilten „Oettinger Residenzkonzerte“
erheblich erweitert und vor allem einem
überregionalen Publikum vermittelt. Dazu
kam noch, dass der Solist und das Orchester in ihrer Güte sich dafür als die
beste Werbeträger erwiesen.
Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim, das bereits in vergangenen Jahren in Oettingen konzertierte, stellte an den Anfang zwei Werke von Komponisten, die eine besondere Bezie-
hung zum Fürstenhaus Oettingen und Wallerstein hatten: Joseph Haydn war der Lieblingskomponist des musikbegeisterten Kraft-Ernst, dem Gründer von Rosettis Hofkapelle, wo W.A. Mozart
vor fast genau 240 Jahren dort vergeblich auf der Suche nach einer festen Stelle vorstellig wurde.
Seine „Sinfonie A-Dur Nr.21“ ging als „Kirchensinfonie“ in die Musikgeschichte ein, da sie mit
einem langsamen, besonders ausdrucksvollen Satz begann, was damals sehr ungewöhnlich war.
Nach diesem ruhigen Beginn kam im zweiten Satz die besondere Stärke des Pforzheimer Orchesters zur Geltung: die exakte transparente Spielweise in brillantem Tempo, mit fliegenden Sechzehntelläufen und markanten Bläsereinwürfen. Darauf ein tänzerisches, fast ländlerisches Menuett, das im zweiten Teil lieblicher gestaltet wurde, schließlich aber wieder die kraftvolle Art des
Anfangs wieder aufgriff. Im Abschlusssatz konnten die Musiker ihrem Temperament freien Lauf
lassen.
Ein Streichquartett in Orchesterstärke zu spielen, kann zwar ein höheres Klangvolumen bringen,
unter dem möglichen Verlust an Individualität der Einzelstimmen. Durch die durchgängige Virtuosität aller Spieler fiel das bei W. A. Mozarts „Streichquartett D-Dur KV155“ nicht ins Gewicht.
Mozarts arienhafte Melodiengebung und tänzerische Leichtigkeit blieb auch durch das exakte und
unspektakuläre Dirigat des Timo Handschuh erhalten. Das war auch eine Voraussetzung für den
erfolgreichen Auftritt des Ausnahmekönners auf der Trompete, Gabor Boldoczki, der mit seiner
absolut souveränen Spieltechnik, einem weichen Ansatz und klarem Ton, mit dem „Konzert für
Trompete und Orchester Es-Dur“ des Johann Baptist Georg Neruda das Publikum verzückte, bevor Boldoczki gar mit drei Trompeten das Podium betrat. Als er das größer und dunkel klingende
Instrument ansetzte, wussten die Zuhörer, dass dieses an „Introduktion, Thema und Variationen
für Flügelhorn und Orchester“ von Johann Nepomuk Hummel den Namen vergeben hat. Bei den
sieben Teilen wechselte der Trompeter noch das „Corno di Caccia“ (eine Art Jagdhorn) ein und
zeigte seine außerordentlichen Trompetenkünste. Mit der Zugabe eines Lieds von Antonin Dvorak
demonstrierte er die einschmeichelnden Töne des Flügelhorns.
Die zum Abschluss vorgesehene Sinfonie C-Dur A1“ bewies den Zuhörern, wie Rosetti in einer
spritzigen und temperamentvollen Spielweise Spaß machen kann: ein zupackender Eröffnungssatz, mit Oboen- und Hörnerklang garniert, ein apartes Andante mit geheimnisvollen Klängen, ein
tänzerisches Oboensolo zu feinem Streicherpizzikato. Das schwungvolle, von der Bassgruppe entfachte Finale animierte das Publikum zu lang anhaltendem Beifall. (emy)
Foto: Reinhold Seefried
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