Wie hörte sich Rosettis Musik an?
-Historische Aufführungspraxis-
Foto: Ernst Mayer
Es ist für die Besucher der Rosetti-Festtage offenbar interessant, die Musik der
klassischen Zeit zu hören, wie sie auf
den damaligen Instrumenten klang,
denn der Fürstensaal auf der Harburg
war auch diesmal wieder völlig ausverkauft. Dieses große Interesse könnte
Moritz Fürst Oettingen-Wallerstein
noch mehr angeregt haben mit seiner
Geschichte von den 1983 auf dem
Dachboden seines Schlosses entdeckten
Instrumenten der ehemaligen Wallersteiner Hofkapelle von Fürst Kraft Ernst,
dem Arbeitgeber Antonio Rosettis.
Christoph Hammer, eine Kapazität für die historische Musikpraxis, der schon öfter im Ries mit
dem Hammerflügel auftrat, versammelte um sich drei Hochschuldozenten (Ulrich Hübner, Frankfurt – Naturhorn, Andreas Helm, Graz – Barockoboe, Markus Schön, Graz – Klarinette) und die
junge Fagottistin Rebecca Mertens. Sie sind alle anerkannte Experten für das Spiel mit historischen Instrumente, denen man schon äußerlich an den fehlenden Klappen und Ventilen ansieht,
dass sie als Vorläufer der modernen Instrumente gelten und schwieriger zu spielen sind. Mit diesen Kollegen demonstrierte Hammer, was man unter historischer Aufführungspraxis versteht. Das
zentrale Instrument war sein Hammerklavier, weil hier im Gegensatz zu gezupften Cembalosaiten
erstmal die Saiten mit Hämmerchen angeschlagen wurden.
Friedrich Witt, wie Rosetti Mitglied der Wallersteiner Kapelle, schrieb ein „Quintett Es-Dur“ für
diese Instrumente, das besonders wegen des frechen Menuetts und des rasanten Finales den ZuhörernSpaß machte.
Ein ebensolches Quintett kam auch aus der Feder Wolfgang Amadeus Mozarts, der wie Joseph
Haydn, während seiner Laufbahn als Pianist erst mit dem Hammerklavier Bekanntschaft machte.
Also war auch sein „Quintett Es-Dur KV452“ vermutlich eine historisch echte Aufführung, mit
einem starken Anteil des Klaviers, das von den farbigen Klängen der Holzblasinstrumente begleitet wurde.
Als Christoph Hammer am Schluss zu Rosettis ursprünglich dreistimmiger „Sonate C-Dur D38“
noch eine Trommel einsetzte, brach das Publikum sogar in Jubel aus. Das hatte Rosetti bei seinen
Festtagen bisher noch nicht oft erlebt, - sicher ein Verdienst des Bearbeiters Eberhard Buschmann,
der ein Quintett daraus arrangiert hat.
Ludwig van Beethoven schließlich war es, der in seinem „Quintett Es-Dur op.16“ trotz seines starken Klavierbezugs in genialer Weise allen fünf Instrumenten Raum zur Entfaltung gab und dieser
Art von Ensemble, dessen einzelne Mitglieder hier für ihre Spielkunst auf Instrumenten in alter
Bauweise durch langen Beifall große Anerkennung beim Publikum erhielten.
(emy)
Foto: Reinhold Seefried
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