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22. Rosetti-Festtage im Ries, 16. Juni 2022
Nördlingen, Pfarrkirche St. Salvator, Festkonzert "600 Jahre St. Salvator"

  • Nördlingen, Pfarrkirche St. Salvator, 16. Juni 2022
  • Amerdingen, Pfarrkirche St. Vitus, 17. Juni 2022
  • Schloss Reimlingen, 18. Juni 2022
  • Bopfingen, Stadtkirche St. Blasius, 18. Juni 2022
  • Schloss Harburg, Fürstensaal, 19. Juni 2022

  • Der sterbende Jesus

    Rosetti-Festtage

    Oratorium von A. Rosetti

    Antonio Rosetti war als Hofkapellmeister beim Fürsten Kraft Ernst zu Oettingen Wallerstein für die Feiern und Feste der Hofgesellschaft angestellt und für die musikalische Belustigung zuständig. Dafür kam in erster Linie weltliche, fröhliche Musik infrage: Konzerte für verschiedene Instrumente und Unterhaltungsmusiken verschiedener Art. Gelegentlich gab es auch traurige Anlässe am Hofe. So ist auch ein Requiem Rosettis bekannt, das bei der Beisetzung der Wallersteiner Fürstin und auch bei W.A. Mozarts Trauerfeier in Prag zur Aufführung kam.
    Ein Oratorium zu komponieren gehörte nicht zu seinen Aufgaben. Für Kirchenmusik zumal war die Pfarrei St. Alban zuständig. Zusätzlich sich für die vakante Stelle des Kantors zu bewerben, soll die Motivation Rosettis zur Kompsition des „sterbenden Jesus“ gewesen sein.
    1785 war Rosetti als Komponist bereits eine feste Größe, zumindest in Süddeutschland. So erlebte dieses neue Werk eine schnelle Verbreitung, zumal es einem neuen Typus eines Oratoriums entsprach. Die bei Bach zugrunde liegenden Worte der Bibel galten inzwischen als jedem bekannt und wurden ersetzt durch gefühlsbewegende literarische Texte, gemäß der jetzt aufkommenden Romantik. Damit erlangte die Textdichtung des Archivars des Fürstenhofes Zinkernagel als Librettist des sterbenden Jesus einen großen Anteil am Erfolg dieses Werkes.
    Teils schwülstig und mit drastischen Worten wird das Gefühl der Zuhörer ergriffen und bezieht die Anteilnahme der Natur mit ein, den Sturm der Mitternacht, das Brausen des Gewitters, die taumelnden Berge. Der Zuhörer braucht nicht informiertwerden, er soll das Geschehen erleben und die Stimmungen verinnerlichen.
    Vermittelt wird das Ganze durch einen Chor, der nicht wie in anderen Passionen das Volk vertritt, sondern das Geschehen kommentiert und den Sieger über den Tod und sein Opfer für die Ewigkeit preist. Mit etwa 20 Sängerinnen und Sänger, die offensichtlich hervorragend ausgebildet sind, erwies sich das Gesangsensemble „Becker-Psalter“ als hochsensibel in Dynamik und Klangabstimmung, besonders auch in der Textverständlichkeit.
    Als handelnde Personen und Solisten gaben mit Rezitativen und Arien die Sopranistin Anna-Lena Elbert mit heller und klarer Stimme der Maria, Anne Bierwirth mit ihrem klangvollen Alt der trauernden Frau Gestalt. Georg Poplutz konnte als Tenor mit seiner wandlungsfähigen Stimme die sehr unterschiedlichen Aufgaben des Rezitators und Jüngers Johannes mühelos und treffend bewältigen. Daniel Ochoa stellte mit seiner runden und sonoren Stimme einen ruhigen und gefassten Jesus dar.

    Einen Programmpunkt besonderer Art setzten die Ensembles an den Anfang des Festkonzerts, das Stadtpfarrer Benjamin Beck als einen Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 600-jährigen Jubiläum St. Salvators bezeichnete, mit W.A. Mozarts „Messe in C-Dur“, einer sehr berührende Gesamtleistung des Chors „BeckerPsalter“, (Leiter Andreas Becker) und des Ensembles für Alte Musik „L’Arpa Festante“. Sie folgten routiniert der Leitung des Dirigenten Johannes Moesus, des durch seine langjährige Erfahrung in der Internationalen Rosetti-Gesellschaft äußerst vertrauten Rosetti-Kenners. Dies drückte sich durch sein ruhiges, bestimmtes Dirigat aus. Die folgende Motette „Ave verum corpus“ von W.A. Mozart ist vielen bekannt, doch war sie in der von dieser Gemeinschaft überzeugend dargestellten Interpretation ein einzigartiges Klangerlebnis. Der Schlussbeifall galt allen engagierten Teilnehmern gleichsam für das hervorragende Konzert, das demnächst auf einer CD der Rosetti-Gesellschaft (www.rosetti.de) veröffentlicht werden soll. (emy)


    Rosetti-Festtage

    Rosetti-Festtage

    Rosetti-Festtage

    Text: Ernst Mayer
    Fotos: Reinhold Seefried


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